Weil die „unsozialen Medien“ – wie Dienste der hauptsächlich amerikanischen Social Media inzwischen von einigen genannt werden – sich immer wieder durch fehlende Moderation, fehlende wirksame Beschwerdemöglichkeiten gegen willkürliche Sperrung, Nutzerdauerüberwachung und Hass sowie Hetze auszeichnen, möchte ich diesen Datensilos1 zukünftig abschwören. Allein das Herunterladen der eigenen Daten und das Löschen des eigenen Profils sind Beschäftigungen für ein komplettes Wochenende.
Darüber hinaus versuchen Meta-Dienste wie Facebook und Instagram die Nutzenden dazu zu zwingen, ihren Werbemaßnahmen zuzustimmen; wenn man nicht zustimmt – wie ich aktuell bei Instagram und Facebook – kann ich den Dienst nicht (kostenfrei) nutzen.
Da ich nicht länger gewillt bin, mich solchen Drückermethoden zu beugen, verzichte ich lieber auf die bisher entstandenen Kontakte. Ja, dies ist nicht einfach – aber für einen alten weißen Sack über 50 ist das ein deutlich kleineres Problem als für alle jungen Menschen unter 30, die nichts anderes kennen als (Un)Social Media und die sich daraus entwickelnden Beziehungen.
Daher habe ich mich nach Alternativen umgeschaut und dabei festgestellt, dass es hiervon eine große Zahl gibt: jede Alternativ hat einen anderen Hintergrund, jede Alternativ hat einen anderen Schwerpunkt (Kurztexte, längere Beiträge, Blogeinträge, Fotos, Videos, Audio); aber alle eint ein gemeinsames Protokoll: ActivityPub.
ActivityPub
Dieses Protokoll ist seit längerer Zeit (Januar 2018) als Empfehlung „standardisiert“; der Stand der Entwicklung wird vom W3C verwaltet2.
Neben den bereits o.g. Diensten, die bereits mit ActivityPub-Unterstützung entwickelt wurden3 und nach wie vor weiterentwickelt werden, gibt es eine Reihe zusätzlicher Dienste, welche dieses Protokoll unterstützen oder zumindest die Absicht haben, es langfristig zu tun. Dabei ist die Unterstützung durch WordPress sicherlicht die weitesten fortgeschrittene Lösung; hierfür hat mich sich Automattic den Entwickler des WordPress-Plugins „eingekauft“, so dass dieser nun seine bezahlte Arbeit für dieses Projekt aufwenden kann.
- Dienste wie Meta, Instagram, X/Twitter, TikTok, LinkedIn usw. versuchen so viele Daten wie nur möglich über ihre Nutzer zusammeln und mit anderen Daten zu kombinieren. Es ist sehr schwer, diese (persönlichen) Daten zu extrahieren. Oft sind die zur Verfügung gestellten Daten unvollständig. Löschen ist oft gar nicht möglich oder man muss sehr lange warten, bis der erteilte Löschauftrag auch tatsächlich umgesetzt wird. Eine „Mitnahme“ der Daten zu anderen Diensten ist grundsätzlich nicht vorgesehen. ↩︎
- W3C ActivityPub Recommendation ↩︎
- Zu den Diensten, welche von Anfang an ActivityPub unterstützt haben, gehören Mastodon, Frendica, Pleroma, Lemmy, Pixelfed, PeerTube, Micro.Blog, Write Freely, FunkWhale, Castopod etc. ↩︎